Wer die Seychellen vor Augen hat, denkt erst mal an die spektakulären Traumstrände mit feinstem, weißen Sand und das intensive Farbspiel des Meeres – das von tiefsten Blautönen bis zu schillerndem Türkis und Grün reicht. Nicht zu vergessen die typischen Granitfelsen überall.
Doch die Inseln, vor allem auch die Hauptinsel Mahé, laden ebenso zu abwechslungsreichen Wanderungen mit atemberaubenden Ausblicken ein. Heute möchte ich Euch drei Touren vorstellen – von leicht bis mittelschwer – und Euch zeigen, was es da alles zu entdecken gibt. Eine schöne Möglichkeit auch, um mal wieder alle fünf Sinne einzuschalten, um das intensive Erleben achtsam zu vertiefen. Also, macht Euch auf, mal wieder intensiv zu sehen, zu hören, zu schmecken, zu riechen oder auf der Haut zu fühlen – abgesehen vom Schweiß. 😉
1. Kleiner Rundweg an der Teefabrik (leicht, ca. halbe Stunde)
2. Copolia-Trail (mittel, ca. 2,5 Stunden hin und zurück)
3. Weg zum Anse Major (mittel, pro Strecke ca. 1,5 Stunden)
1. Kleiner Rundweg an der Teefabrik zu den Pitcher Plants
Man fährt die Sans Souci Road hoch durch den üppigen Wald – was alleine schon beeindruckend ist – zur Teefabrik. Von Victoria aus kommend liegt ein kleiner Parkplatz auf der rechten Seite. Wenn Ihr dann auf der linken Seite der Teefabrik ca. 200 Meter bergauf lauft, geht es rechts zu einem kleinen Rundweg. Hier an den Hängen des Morne Blanc (Gipfel: 667 Meter) gedeihen wunderbar die Teepflanzen. Ihr könnt diese kleine Tour übrigens auch ganz bequem in Badeschlappen bewältigen …
Was Euch hier erwartet: ein toller Ausblick auf die Küstenlinie gen Süden auf der Westseite von Mahé und die Begegnung mit der tropischen, fleischfressenden Pflanze Pitcher Plant. Sie gehört zur Familie der Kannenpflanzengewächse. Diese endemische Art, die man auf den Seychellen nur auf Mahé und Silhouette findet, heißt Nepenthes pervillei.
Ich hatte erst gedacht, dass die Pflanzen, sobald sich ein Opfer in ihrer Kanne verfangen hat, ihren Deckel schließen, aber der bleibt offen – ist wohl nur ein Regenschutz, dass die Verdauungsflüssigkeit nicht verwässert wird. 😉 Also sind die Nepenthes-Kannen nur passive Fallgruben. Die Verdauungsflüssigkeit der Kanne ist sehr sauer (pH 3) und mit vielen Enzymen angereichert. So kann die Verdauung der Beute schon innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen sein. Euch passiert aber nichts! 😉
Dieser Rundweg ist eine kleine, nicht anstrengende „Wanderung“ (eher ein Spaziergang) durch die üppige Natur.
2. Copolia Trail
Ebenfalls an der Sans Souci Road ist der Einstieg zum “Copolia Nature Trail”. Wenn Ihr von Victoria kommt, gibt es auf der linken Seite ein paar wenige Parkplätze, um das Auto abzustellen – wer zuerst kommt, malt zuerst. 😉 Direkt am Schild geht der Trail los – ab in den Dschungel, erst mal ein bisschen ‘runter und dann wieder hoch. Wenn Ihr zu zweit oder eine Gruppe seid, könnt Ihr den Marsch gut alleine machen. Schön ist es jedoch auch, einen erfahrenen einheimischen Guide dabei zu haben, der einem noch Flora und Fauna genau erläutern kann. Vielleicht habt Ihr dann auch das Glück, einen Bul Bul zu hören und zu sehen – das ist der Dickschnabelbülbül aus der Sperlingsfamilie. Uns war es leider nicht vergönnt. ;-(
Auf diesem Weg solltet Ihr auf jeden Fall festes Schuhwerk anhaben und trittsicher sein, denn es geht über Stock und Stein, Wurzeln, eine Leiter und und und. Dieser Weg ist kein Rundweg, Ihr geht nach der Gipfelbesteigung denselben Pfad wieder zurück. Es ist aber alles sehr gut zu finden.
Da Bilder bekanntlich mehr sagen als 1.000 Worte, habe ich Euch ein paar Impressionen vom Weg zusammengestellt. Schweißtreibend ist det Janze schon, aber ich Ihr werdet mit einem atemberaubenden Blick auf die Ostküste vom Jetty und Yachthafen über Eden Island bis hin zum Flughafen belohnt. Es lohnt sich, diese “Strapazen” auf sich zu nehmen. Wer es kreislaufmäßig verkraften kann, sollte auf dem Gipfel als Belohnung ein kühles Seybrew aus seinem Rucksack zaubern und einfach nur genießen. 😉 Die ganze Strecke ist soooo toll, dass alle Sinne auf ihre Kosten kommen. Auch hier oben erwarten Euch wieder die fleischfressenden Pflanzen, die Pitcher Plants.
3. Weg zum Anse Major
Dieser wunderschöne Weg zum Anse Major im Nordwesten von Mahé startet in dem kleinen “Stadtteil” Bel Ombre bzw. Danzil. Wenn Ihr von Beau Vallon kommt, geht es an der Polizeistation rechts die Straße rein, von Victoria aus kommend links ab. Diese Straße fahrt Ihr ganz bis zum Ende bis zum italienischen Restaurant “La Scala”. Besser wäre es, mit dem Taxi, mit dem Bus oder zu Fuß dort hinzugelangen, denn hier ist eine Sackgasse mit kaum Parkmöglichkeiten. Wenn Ihr von Beau Vallon laufen wollt, solltet Ihr pro Strecke mindestens eine halbe Stunde dazu rechnen, bis Ihr beim Einstieg seid. Dann haltet Ihr Euch rechts, und dann beginnt auch schon gleich ein sanfter Anstieg.
Eine schöne Überraschung erwartet Euch nach ein paar hundert Metern auf der linken Seite: Wenn Ihr wollt, könnt Ihr hautnah einen zahmen Flughund erleben. Sein Besitzer hat ihn als Junges gefunden und ihn von klein auf großgezogen. Er liebt Sonnenmilch – egal, ob auf der Haut oder im Handtuch! Schaut Euch dazu das Video an. 😉
Nach dieser tierischen Einlage – danach am besten die Hände waschen – geht es immer weiter an der Straße entlang, Ihr könnt den Weg gar nicht verfehlen, bis es dann durch Sträucher und über Granitfelsen Richtung Küste geht. Der Ausblick ‘rüber zu Silhouette, auf die ganze Nordwestküste und auf die Beau Vallon-Bucht in den intensivsten Farben ist wirklich atemberaubend …
Wenn Ihr es bis zu einem Holzunterstand geschafft habe, beginnt schon bald der Abstieg. Haltet Euch hier links und dann geht es durch ein Waldstück ‘runter bis zum Strand Anse Major.
So, dann könnt Ihr die kleine, schnuckelige Bucht nach Eurem Marsch voll und ganz genießen. Habt Ihr Euch ja auch verdient! 😉 Wenn Ihr keine Lust mehr habt, zu Fuß wieder alles zurückzulaufen, könnt Ihr Euch ein Taxi Boat schnappen. Das bringt Euch zurück nach Beau Vallon oder zu dem kleinen, feinen Strand Marie Laure, oder Ihr macht ein anderes Ziel mit dem Skipper aus.
Und dann heißt es “Bye, bye Anse Major!” oder “Auf Wiedersehen!” 😉